Osip Ėmil'evič Mandel'štam

Osip Ėmil'evič Mandel'štam, geboren am 3.1.1891 (15.1.1891 nach neuer Rechnung) in Warschau als Sohn eines jüdischen Lederhändlers. 1892 siedelte er mit seinen Eltern nach Pavlovsk, 1897 nach St.Petersburg über, dessen hauptstädtisches Leben und klassische Architektur sein Werk prägten. 1899–1907 besuchte er das fortschrittlich-liberale Tenišev-Gymnasium. Während eines Paris-Aufenthaltes 1907/08 hörte er Vorlesungen u. a. bei Henri Bergson; die französische Literatur beeindruckte ihn nachhaltig. Im Wintersemester 1909/10 war er an der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg immatrikuliert, im März 1910 unternahm er eine kurze Reise nach Italien und ins Tessin. Lesungen eigener Texte bei dem berühmten Petersburger Jour fixe (“Turm”) des Symbolisten Vjačeslav I. Ivanov trugen ihm erste Anerkennung ein; im August 1910 konnte er fünf Gedichte in der angesehenen Zeitschrift “Apollon” veröffentlichen. Er selbst befand sich zu diesem Zeitpunkt in Berlin. Nach seiner Rückkehr nach Rußland 1911 ließ er sich außerhalb der Hauptstadt St.Petersburg methodistisch taufen. Obwohl er sich damit nicht der orthodoxen Staatsreligion angeschlossen hatte, konnte er nun ein Studium der romanischen Sprachen auch ohne die von Juden geforderten exzellenten Schulnoten aufnehmen. Im selben Jahr schloß er Freundschaft mit den anderen Dichtern des 1912 proklamierten Akmeismus. 1913 erschien sein erster Gedichtband “Der Stein”. Im Ersten Weltkrieg bezog ...